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Wenn große Mädchen

größer werden...

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Kindergeburtstag – ich muss zugeben, nicht mein Lieblingstag des Jahres. Ich liebe es meinen Kindern in ihre strahlenden Augen zu blicken. Ich liebe es, wenn sie die Nacht davor nicht schlafen können (aber mich deshalb aufzuwecken ist tabu!), weil sie so aufgeregt sind. Ich liebe es, sie dabei zu beobachten, wie sie ihre Geschenke aufreißen und sich darüber freuen. Ich liebe es, ihnen dabei zuzusehen, wie sie so viel Spaß mit ihren Freunden haben. Ich liebe es zu sehen, wie der Tag für sie zu einem ganz besonderen wird.

 

Und was gehört zu solch einem besonderen Tag? Natürlich DER Kuchen des Jahres. Um ehrlich zu sein, ich finde Backen schlimm, ganz, ganz schlimm… Es bringt mich jedes Jahr aufs Neue an meine Grenzen. Dabei ist das Ergebnis dann immer gar nicht soooo schlecht. Gut, meine als Pferde verzierten Muffins wurden damals nicht als solche erkannt. Der, laut meiner Freundin „einfachste Kuchen der Welt“, der Fantakuchen war innen noch flüssig und im letzten Jahr wurde aus dem Einhorn ein Weinhorn. In der Hitze wurde das ganze Fondant pampig und die Zuckerschrift zerfloss zu einer einzigen Matsche. Woher sollte ich das auch wissen? Sagt einem ja keiner, dass Fondant keine Hitze verträgt… Auch geschmacklich konnte er leider nichts mehr reißen. Oder was bedeutet: „Du Caro, der Kuchen schmeckt irgendwie komisch. Ich lass das mal lieber stehen.“

 

Trotzdem habe ich mich jedes Jahr wieder dieser Aufgabe gestellt. Ich erkenne auch tatsächlich Fortschritte. Ich muss nicht mehr jeden Kuchen zwei Mal oder sogar noch öfter backen. Und ich habe inzwischen auch ein gewisses Repertoire an Kuchenrezepten, die „eigentlich“ gelingsicher sind. Aber dann haben sie halt doch hier und da eine besonders tolle Torte gesehen oder es muss was ganz Spezielles sein, was mich zwingt, meine Komfortzone zu verlassen.

 

Gedanklich habe ich mich auch heuer auf diesen Prozess eingestellt. Mein großes Baby hatte ihren, wie sie es nannte, „ersten runden Geburtstag“. Zwar haben wir auch dieses Mal, wie immer, schon Wochen im Voraus darüber gesprochen, aber beim Thema Kuchen war sie dennoch unentschlossen. Deshalb fragte ich sie also auch noch zwei Tage vor ihrem großen Tag, welcher Kuchen es denn dieses Jahr sein sollte. Schließlich musste ich mich mental auf meinen Einsatz vorbereiten… Sie überlegte kurz und sagte dann: „Ach, das ist mir eigentlich egal, Mama. Mach was du denkst.“ Ob sie Angst hatte, dass ich es versaue? 😉

 

Bitte waaaaas? Aber… aber… soll ich dir einen Pferdekuchen machen? Oder vielleicht doch den Maulwurfkuchen? Banane-Walnuss-Muffins als Krümelmoster? Eine Meerjungfrauenflosse? Einen Klavierkuchen wie vorletztes Jahr? Oder das Einhorn, das dir so gut gefallen hat? Sag doch was Kind… das ist MEIN Liebesbeweis an dich an diesem Tag und du sagst einfach „Mir egal“?! Gesagt habe ich nichts, nur genickt. Ich war verstört. Geschockt. Gekränkt. Geohrfeigt. „Warum freust du dich nicht einfach, dass du dir diesen Stress nicht mehr antun musst?“, fragt mein Mann völlig verdutzt. „Weil, weil… weil ich mir das antun WILL.“ Aha… jetzt war es raus. Wollten wirklich meine Kinder all diese Kuchen in den letzten Jahren, oder wollte doch eher ICH das? Wollte ich ihnen damit eine versteckte Botschaft schicken, die ihnen zeigen sollte, dass ich mir für sie besonders viel Mühe gebe? Ja, dass ich für sie sogar backen (!) würde?! Ich glaube schon… Gar nicht so leicht sich das einzugestehen. Aber so war/ist es wohl. In dem ich etwas für sie tue, was ich eigentlich ganz schrecklich finde, wollte ich ihnen zeigen „Ich würde alles für dich tun.“ 😉

 

Und wie es eben immer so ist: Wir Mütter machen uns so viel Stress, bei eigentlich fast allem. DER Tag des Jahres, alles soll supergalaktischtoll sein. Oft aber auch deshalb, damit wir uns am Abend auf die eigene Schulter klopfen und sagen können: „Hab ich toll hinbekommen.“ Und die Kinder? Die haben nichts von einer Mama, die am Tag vor dem Geburtstag Stunden in der Küche steht, durch den Supermarkt hetzt, sie anzischt, wenn sie eine Frage haben… Denn sie lieben uns auch dann bedingungslos, wenn der Tag (oder in diesem Fall der Kuchen) eben nicht „perfekt“ war. Ob Einhornkuchen, Elsatorte oder Krümelmonstermuffins. Lasst es uns nicht an so etwas festmachen, ob wir tolle Mamas sind. Denn auch bei einem schnöden, trockenen Regenbogenkuchen mit Zuckerglasur hat sie heute beim Zubettgehen gesagt: „Danke für den tollen Tag heute, Mama. Du bist die Beste!“

Geburtstagskuchen
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